Somatic Experiencing
Traumatherapie nach Peter Levine
Die Tierwelt als Ursprung - Beobachtung
Im Jahre 1970 begann Peter Levine (USA) sich im Rahmen seiner klinischen Tätigkeit (er promovierte in med. Biophysik, Psychophysiologie und Psychologie) mit den Themen Schock und Trauma (griechisch=Wunde) intensiv zu beschäftigen. Seine Verhaltensbeobachtungen der Tierwelt, die ihm aufzeigten, dass Tiere ein Trauma quasi „abschütteln“ oder „entladen“ können, haben ihn tief bewegt.
Während 35 Jahren beobachtete er Tiere in der freien Wildbahn und widmete sich der Erforschung von Stress und Trauma. Wilde Tiere schienen gegen traumatische Situationen "immun" und blieben auch nach einem Ablauf des Jäger-Beute-Verhaltens und dessen Reaktions-Zyklus (mit den drei Optionen: Flucht-, Angriff-, und Totstell-Reflex-Freeze-) immer unversehrt (ausser sie wurden erfolgreich getötet).
Er beobachtet, dass Tiere über angeborene Mechanismen verfügen, welche es ihnen ermöglichen, die im Überlebenskampf mobilisierten Stress-Energien (welche zum Überleben hergestellt werden) wieder ohne Folgen abzubauen und danach ohne Trauma und seine möglichen Folgen weiter zu leben.
Trauma
„Trauma steckt im Körper, nicht im Ereignis“
„Der Schlüssel zur Traumaheilung ist nicht, das Trauma wieder zu erleben, sondern neue Erfahrungen im Körper zu schaffen.“
Dr. Peter A. Levine
Kommt der Mensch im Leben in eine lebensbedrohliche Situation, dann reagiert der Urinstinkt eines jeden Körpers mit einem Notprogramm. Hat sich dieses Programm gestartet, kann nicht mehr verhindert werden, dass riesige Energien im Körper bereit gestellt werden. Diese Körperenergien werden hergestellt für die 4 Notfall-Varianten:
Fight (Kampf) - Kraft in den Armen zum Kämpfen oder sich wehrenFlight (Flucht) - Kraft in den Beinen zum Bewegen, zum Rennen
Freeze (Erstarren) - so viel Kraft, dass die Energie das System blockiert
Kollabieren (Zusammenfallen)
Wenn diese mobilisierte Energie vom Körper eingesetzt und verbraucht werden kann, dann kehrt der Körper nach dem Ereignis in seinen "Normal"-Zustand zurück.
Oft ist es aber so, dass diese Energie nicht verbraucht werden kann weil:Fight (Kampf)
Die mobilisierten Kräfte sind extrem und der Kopf sagt, das bringt nichts sich hier zu wehren oder so viel Kraft macht alles kaputt. Oder Sie haben als Kind erlebt, wie zerstörerisch Schläge sind und wollen instinktiv einen andern Weg gehen. Und so weiter.
Flight (Flucht)
Der Kopf sagt jetzt wegrennen löst das Problem nicht. Sie möchten sich nicht schon wieder als Versager fühlen, weil Sie weggehen usw.
Freeze (Erstarren)
Sie können nicht mehr handeln, weil die zu vielen Energien Sie blockieren (zu viel, zu heftig, zu schnell). Die Blockade fühlt sich an, als ob Sie keine Energie für eine Handlung hätten.
Der Körper benimmt sich von nun an entweder dauernd oder durch bestimmte Trigger aktiviert, wie wenn der Notfall immer noch jetzt wäre. Dieser andauernde Notfallzustand kann zu diversen mühsamen Lebenszuständen führen. Herzklopfen, Lähmung, Traurigkeit, vibrierende Beine, Schlaflosigkeit usw.
Viele von Ihnen werden sagen: aber ich habe keinen Unfall gehabt, keinen Todesfall in der Familie, keine Trennung von einem geliebten Menschen, kein Mobbing, Operation usw. erlebt und trotzdem funktioniert mein Leben nicht wirklich.
Traumatische Zustände erfolgen nicht nur auf offensichtlich erlebten Ereignissen oder Schockzuständen. Nebst dem Schocktrauma gibt es auch frühe Bindungs- und Entwicklungstraumas, die ganz langsam über Jahre enstehen und die uns an die Zeit unserer Kindheit und Jugendzeit fesseln obwohl wir längst erwachsen sind.
Diese feststeckenden/blockierten und aus diversen Gründen nicht „verbrauchten" Überlebens-Energien sind mittels der Global-Diagnostik sogar im Körper sichtbar zu machen.
Um diese blockierenden Überlebens-Energien (Trauma) aus dem Körper zu entfernen werden sie durch diverse Traumatherapietechniken sanft in Bewegung gebracht, so dass sie verbraucht werden können und den Körper nachhaltig nicht mehr blockieren.
Konzept und Therapie
Somatic Experiencing ist der therapeutische Ansatz, das Trauma über den Körper zu heilen. Dazu bedient sich die SE verschiedener Schlüsselkonzepte:
- Verständnis darüber, dass das Trauma im Nervensystem und somit im Gewebe (sichtbar machend mit der Global-Diagnostik) feststeckt, nicht im Ereignis.
- Erfahren, dass das Trauma über den Körper heilbar ist, egal wie lange es schon existiert.
Erfahrungen sammeln bezüglich Orientierung (im Hier und Jetzt sein) und Ressourcen
Aktivierung aufspüren und den Aktivierungsgrad erkennen
Freeze durch Titration mit einer dosierten Menge an Aktivierung verarbeiten
Flucht-, Angriff- und Verteidigungsmechanismen vervollständigen
Neuverhandeln (neue Möglichkeiten entdecken)
einen sicheren Raum schaffen (Containement), Resilienz (Flexibilität im Nervensystem) ausbauen
Das Buch von Peter Levine "Sprache ohne Worte" gibt allen, die mehr wissen wollen über SE, die Möglichkeit dazu.
Aber schlussendlich gibt es nichts anderes, als diese äusserst brilliante und herzvolle Therapiemethode selbst auszuprobieren und die neue Regulation zu üben, wie man Autofahren auch in Fahrstunden erlernt.
Was ist anders als in der Psychotherapie?
Während in der Psychotherapie häufig über den Kopf (Meaning) analysiert und besprochen wird, basiert die Traumatherapie auf 5 Säulen:
S = Sensation (Empfindung, Körperwahrnehmung)
I = Image (Arbeit mit inneren Bildern)
B = Behavior (Verhalten)
A = Affect (Gefühl)
M = Meaning (Kopf)
Das Verständnis im für was im Körper passiert ist wichtig, löst aber nicht die Probleme. Die meisten Menschen WISSEN, dass Sie sich selbst stressen, nur einfach entspannen sollen, einfach loslassen sollen etc. Trotzdem klappt es nicht. Es ist wie beim Autofahren, eine Erklärung wo was ist (Gas, Kupplung, Blinker) reicht nicht aus um loszufahren. Die verschiedenen Schritte müssen geübt werden und brauchen einfache und umsetzbare Handlungsschritte. Das wird in der Traumatherapie geübt.
Für wen eignet sich diese Therapieform?
- Haben Sie Ängste?
Besteht Ihr Leben aus Vermeidungsstrategien? (Lift, Tunnel, Flugzeug, Menschenmenge etc.)
Ist Ihr Leben jeden Tag komplizierter?
Stecken Sie in der Vergangenheit fest?
Hatten Sie einen Unfall und seither ist nichts mehr wie es mal war?
Hatten Sie eine schwierige Geburt?
- Sind Sie dauernd gestresst und unzufrieden?
- Können Sie nicht mehr schlafen?
- und vieles mehr
durch Trauma verliere ich:
Verbindung zu anderen
Gefühl der Sicherheit
Verbindung zu mir
Selbstregulation
Authentizität
Gesundheit
Kohärenz
Vertrauen
Resilienz
Kontrolle
Grenzen
Klarheit
mich
durch Trauma erfahre ich:
Kälte
Freeze
Fixiertheit
Erstarrung
Ohnmacht
Hilflosigkeit
Kraftlosigkeit
Erschöpfung
drohender Tod
Unzulänglichkeit
Zusammenziehen
Spannungsmuster
überwältigende Angst
durch Somatic Experiencing gewinne ich:
…mein Vertrauen zurück.
…die „ich kann“-Fähigkeit zurück.
… die Wiederherstellung der Beweglichkeit.
…das Gefühl der Vollendung und Integration.
…die Wiederherstellung des Lebensflusses.
… ein Gefühl der Kontrolle.
… das Bewusstsein des Überlebens.
..die Bewegung auf meine eigene Kraft hin.
…das Bewusstsein, über eine Reihe von Möglichkeiten zu verfügen.
… die Fähigkeit zu ruhen.
… die Erfahrung des Überlebens.
…das Bewusstsein für ein aktives Wählen in meinem Leben.
..die Bewegung auf meine eigene Kraft hin.
… eine Reduktion der äusseren Stimuli.
… die Fähigkeit zu entspannen.
… Zeit.
Diese und diverse andere Beweggründe oder Nöte können der Grund sein eine Traumatherapie zu starten.
Polyvagaltheorie
Erfahren Sie mehr über das "Warum" sich gewisse Dinge in Ihrem Körper ständig wiederholen. Das "Weshalb" Ihr Schicksal immer die gleiche "Autobahn" wählt.
Für alles die mehr Information über die Ursache von Trauma und Verhaltensweisen wissen möchten...
Wichtige Info:
Die Aussagen und Verknüpfungen der Sprecher über Gott, Göttlichkeit, Seele, Erleuchtung oder Spiritualität sind KEINE Bestandteile des Somatic Experiencing. Dies sind Angaben der Sprecherin, die nur Ihre persönliche Verknüpfung zum Thema Trauma darstellen. Diese sind weder im Somatic Experiencing noch in der Polyvagaltheorie enthalten und auch kein Bestandteil der Therapie.